Bei der Corona-Eigenverantwortung und den sogenannten Impf-Unwilligen hört das Verständnis vieler offenbar auf. Ein Leserbriefschreiber fordert in den VN vom 28. Juli 2021 dass zukünftig „alle Impfverweigerer die Eigenverantwortung tragen sollen, indem sie bei einer eventuellen Coviderkrankung für die Genesungskosten selber aufkommen, weil persönliche Freiheitskosten auch persönliche Pflichten haben.“ Ich hoffe wirklich sehr für den Herrn, dass er nie geraucht hat, denn die Behandlungskosten für ein mögliches Lungenkarzinom wären dann auch selbst zu bezahlen. Er sollte in Zukunft auch ungesicherte Skipisten meiden, denn die Bergungs- und Behandlungskosten würden dann auf seine Kappe gehen. Sich nicht anzuschnallen im Auto wäre auch kostspielig im Falle einer notwendigen Spitalsbehandlung und ich gehe auch davon aus, dass der Herr gegen Zecken, Grippe usw. geimpft ist, denn sonst wäre er selbst Impfverweigerer und würde eventuell die Gesundheitskasse belasten.
Immanuel Kant hat den Satz geprägt, dass der Mensch niemandem etwas zufügen soll, was man ihm nicht auch selbst zufügen dürfte. Eigentlich sollte die Gesellschaft jetzt zusammenstehen, es passiert aber genau das Gegenteil: es wird gespalten. Team Geimpft/Solidarisch spielt gegen Team Ungeimpft/Unsolidarisch.
Aber dürfen wir als Gesellschaft wirklich pauschal entscheiden, was für die „Alten“ (= vulnerable Gruppe) und die „Jungen“ (= Kinder) richtig ist? Dürfen wir als Gesellschaft über Leben und Tod entscheiden? Dürfen wir als Gesellschaft jedem die Eigenverantwortung absprechen?